„I‘m Davide“ sagte der gebürtige Italiener am Bahnhof und setzte nach einer langgefühlten Zeit die Ohrenschützer ab. Die zwölfstündige Fahrt von Mailand nach Bamberg schien dem sensiblen Ohr einiges abverlangt zu haben: Telefongespräche über Aktienkurse, Unterhaltungen über anstehende Urlaubspläne, lautstarke Kindererziehung hatte Davide so von sich fern gehalten um in Bamberg angekommen sogleich seine Performance für den folgenden Tag zu planen: alle brennbaren Materialien wurden aus dem Keller des Kesselhauses entfernt. Die akustischen Möglichkeiten des Raumes wurden getestet und anschließend wurde das bamberger Essen in folgender Reihenfolge getestet: Leberkäse, Bratwurst und Krustenbratenbrötchen. Alles lecker aber Davide isst auch gern vegetarisch!
Der 26.6. begann mit den Einkäufen für die Performance: Brennpaste, alte Lautsprecher aus dem Kolpinghaus, billige Mikrofone, Kaminstreichhölzer, ein Akku, Spiritus und Trockenfrüchte brauchte Davide Tidoni für seine Performance. Letztere dienen für die Herstellung der geeigneten Energie. Diese entlud sich vor 15 Zuschauer*innen bei der abendlichen Performance im Kesselhaus wo Davide Tidoni seine Performance erstmals in einem geschlossenen Raum machte. Was passiert, wenn man einen Böller unter einen surrenden Lautsprecher legt? Was passiert, wenn man drei Böller unter einen brummenden Lautsprecher entzündet? Wie klingt ein Schuss mit der Steinschleuder auf die Lautsprechermembran? Was passiert, wenn ein angeschlossenes Mikrofon am Kabel durch den Raum geschleudert wird? Trifft Davide mit einer Silvesterrakete in die Bassöffnung des Lautsprechers? Hat es etwas menschliches oder morbides, wenn ein brennender Lautsprecher an einem Seil in die Höhe gezogen wird? All das geschah vor den Augen und Ohren eines erstaunten Publikums am 26.6. – ebendieses schweigt sich darüber aus welche Klänge dabei entstehen. Sicher ist am Ende: All bodies end in silence. Alle Klangkörper können aufhören Klang zu erzeugen, zumindest wenn sie Davide Tidoni überlassen werden.