Tag der regionalen Performance: blind & beautiful, Elena Weber, Lachpillenonkel

Wien, Frankfurt, Bolgatanga, Brüssel … das Line up der Performances und Konzerte von FK:K II ist international. Eine Verbindung dieser Szene mit der Bambergs ist ein Anliegen des Franz KAfkA: am Samstag, den 16.6. versammelten sich daher einige Zuschauer*innen im Kesselhaus und konnten sich von regionalen Künstler*innen und ihrem performativen Schaffen überzeugen lassen. Ein roter und noisiger Abend sind das Resultat. blind&beautiful spannen eine Linie durch das ganze Kesselhaus. Ihre Butoh-Tanz-Performance zog einige Anhänger*innen zu uns. Es freute alle zu den raumfüllenden Klängen des Stahlcellos eine ruhige uns sinnliche Performance zu verfolgen. Anschließend grub Elena Weber mit Blutwiese in der Vergangenheit und pflanzte Blumen für die Zukünftigen. Die Installation Elenas wird über die gesamte Zeit FK:Ks am Eingang zu sehen sein und von uns gegossen. Zuletzt ließen sich die Zuhörer*innen auf die kontrastreiche Performance des Lachpillenonkels ein. Aus dem Kesselhauskeller dröhnte der Drone und die naiv kindliche Performance bildete dazu den Kontrast und damit den Abschluss des Tags der regionalen Performance. Wieder so – weiter so! Das Kesselhaus will bespielt sein. Heute Abend beehren uns Kutin&Kindlinger aus Wien mit Ihrer Soundperformance „variations on bulletproof glass“ eine Performance bei der die akustische Seite der Zerstörung einer Panzerglasscheibe im Zentrum steht. Seid gespannt bis 21 Uhr – seid überrascht um 21 Uhr – seid überwältigt um 22 Uhr. Bis gleich @ FK:K II.

King Ayisoba / Ayuune Sule

Ankommend wenig laufen wollend verweilten Ayuune und Albert („King“) am Bamberger Bahnhof. Schade, dass diese Zeit des 45-minütigen Aufenthalts aufgrund unserer Abwesenheit nicht dokumentiert ist. Das Resultat waren jedenfalls ein zerbrochenes Riesensmartphone des „Kings“ und zwei Gästelistenplätze für Landesverteter aus Äthiopien und Eritrea. Der Telefonbruch wurde in einer länger dauernden Reparatur behoben und die beiden Ghanaer kamen in Bamberg an, Maracuja Limonade aus Weingläsern die ewige Frage nach der Erfüllung einer in Bayern schwer verwirklichbaren Anforderung an unsere Gastfreundschaft und viel Lächeln. Ein langer Abend mit Ayuune Sule bei der Performance von Aerobiconoise und eine angenehme Vernetzung mit dem Mischer des „King“: Grrrt versüßten den Aufenthalt der inzwischen Drei.

Das Kesselhaus in rotgrüngelb getaucht und die ghanaer Tradition des Geruchsdesigns begrüßten knapp neunzig Gäste unter den Kohletrichtern des Kesselhauses. Fernab einer blackpower Bewegung und dennoch ganz nah an einer musikalischen Mission mit großer Power machten neben dem perkussiven Kologo- und Chuchu-Spiel der beiden das Publikum zu einer Masse des Empowerments. Powpow blieb aus, wenn der ghanaer Rootssound so treibend ist, wie bei King Ayisoba. Das Publikum changiert zwischen einem Mitsingen des mä mä mämämä mä und der Unterwerfung zu einer Kologo-Pogo-Masse. Irgendwie konnte in diesen knapp zwei Stunden niemand an Bierbankschunkeln und fränkischen Fasching denken, denn die Freude und der Glanz in den Augen des Publikums war echt und keine Bierseligkeit. Das Konzert King Ayisoba blieb konstant gleichförmig, die Bühnenpräsenz der beiden Musiker konstant bei 105%, die Aufmerksamkeit und das Tanzen des Publikums steigerte sich mit der gleichbleibenden Perkussion bis zu einem kleinen bisschen Trance. Es gab keine ethnotypischen Momente des Anschauens und Pseudoeinfühlens einer „offenen“ Gesellschaft – es bestand ehrliche Freude über die Anwesenheit des Kings, der über seine ghanaer Familie und gegen einen drohenden europäischen Kulturimperialismus sang. Die experimentelle Version traditioneller ghanaer Musik mit Hip Hop Einflüssen des „King“ – zeigte, dass King Ayisoba in Ghana ein Star ist und in Bamberg ein wertvoller Kontrast zu Symphonikern und Tucherjazz ist. Africa needs Africa – Bamberg needs King Ayisoba!

Raum Klang

Betonecken in denen sich verfängt, was verfängt: die Hörer und Hörerinnen schließen die Augen. Wird sich im Raum, hier dem Kesselhaus bewegt wechselt der Schwerpunkt zwischen Kontrabass und Klavier. Welches Instrument das bestimmende ist wird im Klangteppich ungewiss. In anmoderierten Stücken wird offenbar, dass der Teppich ein Fliegender ist und im Raum schwebt bis er sich zur nächsten Ansage wieder senkt. Der Staub der Musik wird mit der nächsten Programmierung von ein bis zwei Minuten Stille und dann Noise auf dem Teppich geschichtet. Eine Erzählung im Raum setzt an – es wird sich davon erzählt werden, was das Prinzip des Zufalls von Manuel Krass und Stephan Goldbach im Kesselhaus ansammelten. Eine Ansammlung diverser Dinge lag bereit bis offenbar wurde, dass sie mit Kontaktmikrofonen versehen waren. Wie klingt ein Expander? Kann Patrick Star obgleich er auf einem Schwimmbrett verfangen ist singen? Wie lange klingt ein Hula Hoop Reifen? Kann Arnaud von Aerobiconoise den Lärm in seinem Mischpult bändigen? Warum wird ein Geigenbogen zerstört? Ist ein Bier isotonisch? Lohnt sich der Kauf einer Schallplatte?

Aerobiconoise warf Fragen auf – die Antworten können nur die Zuhörer und Zuhörerinnen beantworten. Ach ja kann man eigentlich alle Fragen beantworten? Das durchgehend grinsende Publikum fühlte sich wie ein Haufen Kinder, die drei Kindern beim Experimentieren zuschauten. Die Fragen blieben Fragezeichen – Zeichen wurden gesetzt: für die Kunst und den Raum in welchem sie spielen kann!

+++ der DAX und die Konvention kann mich mal +++ Weißwein kostet Geld +++

Einen Blog zu schreiben stellt mich vor die Herausforderung: einen Blog zu schreiben! Die kurze Recherche ergibt, dass viele Konventionen existieren. Konventionen existieren. Wie stellt sich nun die schriftliche Artikulation von Konventionen dar? Da sind sie: das Ich muss präsent sein und tata prozessual soll er sein der Blog an sich. Brechen wir zunächst das ich: wenngleich ich nicht gebrochen bin – stelle ich eindrücklich involviert fest dass es ein Wir ist, dass eine Ausstellung dübelt, programmiert, schraubt, beleuchtet, bekocht.

Eine Vernissage zu bekochen ist unkonventionell, aber schön, wenn viele der ausstellenden Künstler und Künstlerinnen beim Aufbau anwesend sind. „Kon“ schufen wir eine Ausstellung, die knapp 120 Junge, und Junggebliebene Menschen zur Vernissage ins Kesselhaus zog. Ein bisschen „.com“ war bereits bei der Vernissage zu spüren. Es gab digitale Kunst – die Florian vor programmierende Herausforderungen stellte: zwei Videos von Johanna Brunner sollten exakt zeitgleich starten, einfach wenn man den Strom anschaltet. Klappt jetzt – und lädt von nun an ein sich 19:45 Minuten mit Johanna Brunner auseinanderzusetzen, wie sie sich in Wir werden mehr als eure Häuser erben auseinandersetzt. Der Sound der Installation Zimouns sollte beeindrucken, was Flo und Jakob zum 12-stündigen Aufenthalt in einem dunklen schmalen Raum bewegte. Eine ganze Gruppe bewegte sich hinter David her, als dieser durch die Ausstellung führte. Ich freue mich über die Sätze „Ich bin gekommen, weil ich beeindruckt bin wessen Kunst ihr hier ausstellt!“ und „Ich komme aus Bosnien, meine Eltern leben in einer sogenannten Mischehe und es freut mich so sehr, dass ihr hier den noch immer (nach)wirkenden Prozess des Jugoslawienkriegs in der Arbeit von Smirna Kulenovic behandelt.“ Danke für die Gespräche, die dazu führten, dass bereits das komplette Oberladara der fränkischen Brauerei Ott von Marian und Flo bewegt wurde um gekühlt zu sein und sich in die Kehlen der Besucher*innen bewegen zu können. Bewegung in der Rezeption war auch zu spüren: „Wie stellt man eigentlich richtige Fragen zu einem Kunstwerk von Christian Schreiber oder Jeremy Wegscheider?“ Einfach Franz fragen: es entsteht auch ohne, dass neben einem Hitler-Gartenzwerg Ottmar Hörls „Ottmar Hörl Poisoned – Kunststoff 41x17x19“ steht ein Sinn, Entschuldigung Kon-zept in den ausgestellten Werken.

Ach ja und noch etwas: Wo gibt es denn den Weißwein? Eine Käsestange bitte – dann da lang. Lang muss keiner Warten um etwas leckeres zu Trinken zu bekommen. Bezahlt werden muss ein Weißwein dennoch – und das wird auch so bleiben! Zurück zum „Kon“: Konspirativ war der dreitägige Aufenthalt Christian Schnurers im Kesselhaus bzw. im roten Campingbus davor. Es lässt sich gut mit ihm bei einem Cappuccino mit Kakaopulver vor einem langsam luftverlierenden Rettungsfloß über Kunst sprechen. In der Strömung der Regnitz schwimmt die spannende Wiederaufnahme der Arbeitsserie rescue-europe und zeigt aktuell wie politisch und ambitioniert Kunst ist. In leichtem Tropfenregen sprechen wir über gegenwärtige Kulturpolitik und dann wird klar, dass es einen gemeinsamen Horizont gibt, an dem die Sonne am 13.6. zwischen den Wolken rot schimmert. So wird es Licht, rötlich, beim Betrachten und Sprechen über Kunst. Sprich mit uns über Kunst von gestern bis 30.6. im Kesselhaus. Um Zwischendurch unter Peter Kees‘ Schild mal Nichtszutun – wenngleich es schwer wird nichts zu tun mit so vielen. Wir sind bewegt und schleppen jetzt gleich die Anlage aus dem Kesselhauskeller hoch für Prinzip des Zufalls und Aerobiconoise. Bis gleich!